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Hans Martin Hennig zur Ausstellungseröffnung im Kunstkabinett Von der fast beiläufigen Bildfindung in der Malerei des Werner Fritz Am Anfang ist die Farbe. Ein schmutziges Gelb und ein Weiß. Dazu kommen ein bespannter Keilrahmen 60 X80 cm und ein Fragment von einer Schwarzweißfotografie, das 7 Frauen in einem winterlichen Wald zeigt als mögliches Familienportrait über ein halbes Jahrhundert zuvor. Diese drei Dinge finden sich im Atelier des Malers. Es ist das Jahr 2007 und Werner Fritz steht am Anfang einer jahrelangen Versuchsanordnung, die seine großformatige Malerei und seine Silberstiftzeichnungen begleiten wird, ohne es bereits zu wissen. Hier entsteht ein Prototyp malerischer Bilderkundung, noch ganz in der Nähe der Momentaufnahme der Fotografie. Aber auch hier setzt die Verfremdung, die Veränderung und die Umgestaltung des Fragmentes ein: 2 Gesichter verschieben sich ins Maskenhafte, der unruhige Pinselstrich legt Strukturen frei, die sich in späteren Bildern verselbständigt wiederfinden oder zu neuen Malprozessen führen. Werner Fritz folgt dem Eigenleben der Malerei, spürt es auf und, indem er seine Akzentverschiebung in den Bildraum öffnet, folgt er paradoxerweise dem Zufall, der sich im Zusammentreffen dieser 3 Dinge zeigt. Peter Handke nennt diesen passiven, schöpferischen Prozess "Die Stunde der wahren Empfindung". Das zweite Bild, und danach weitere, geht auch auf ein Foto zurück. Das Foto zeigt hunderte von gefällten Baumstämmen, die, wo? - im Wasser oder an Land zusammen liegen und wie die Malerei eine Struktur bilden, die ins Offene, ins Innere weist. Zugleich bringt sie ihre Energie zum Tanzen und Schwingen, wird flüchtige Musik und Schrift, als Malerei, nun auch mit Rosa, das zuvor bei der Arbeit an den großen roten Formaten aufgetaucht ist. Die Farbe, ein weiteres Fundstück, wird Teil der Serie. Dazu noch das Graubraun. Später werden viele Bilder ganz aus dem Schatten der Fotografie treten. Für den Maler gibt es keinen Unterschied zwischen Abstraktion und Figuration. Das Reich der Bilder nimmt beide gleichberechtigt auf und lässt sie, sich durchdringend zirkulieren. Diese Spannungen, auch zwischen den einzelnen Bildern, erzeugen Schwung und Bewegung, die nicht nur auf den Betrachter übergeht. Bei Werner Fritz führt die gelöste Wahrnehmung zeichnerischer Notizen zu spontanen Impulsen, zu Übermalungen, vor denen fast keines der Bilder jemals sicher ist. So geht jedes Bild seinen eigenen Weg, verlangt nach einer individuellen Lösung. Es geht auch ohne die Farbe Rosa, ohne Gelb aber geht es nicht. Die Malerei wächst in den Raum. Es gibt kein zentrales Motiv außer der Malerei selbst. Die Bilder drehen -wen? -um und stellen - wen? - auf. Wer ist im Land der Malerei, aufgezeichnet, kartiert, flüchtig und bloß? Wer spürt, wo die Malerei herkommt, wo sie zu Hause ist, wie sie sich aussetzt und den eigenen unendlichen Möglichkeiten folgt? Wer ist mitten in der fast beiläufigen Bildfindung in der Malerei des Werner Fritz? Hans Martin Hennig Bonn, den 24. April 2015 zurück |