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Hans Martin Hennig zur Ausstellungseröffnung im Kunstkabinett Klaus Evertz - Malerei Ich lebe gern mit Bildern. 1972 in der Londoner Tate Galery habe ich mein erstes Bild gesehen. Das gelbe Quadrat von Josef Albers. Ich habe hingeschaut, das Bild war da. Ich habe mich gewundert, das Bild sah zurück und blieb in mir. Später bin ich dann immer wieder in die Museen gegangen, habe die Welt der Galerien entdeckt und 1989 mein erstes Bild gekauft. Später habe ich meine Maler in ihrem Atelier besucht, mit ihnen über ihre Kunst geredet und ihnen manchmal beim Malen über die Schulter geguckt. So wurde ich ein Sammler. Der letzte Schritt zum Kunstkabinett gelang mir über einen Umweg und war eigentlich nicht schwer. Die Geschichte der Kunstkabinette geht weit zurück. Seit der Renaissance gilt das Kunstkabinett auch als Vorläufer des Museums. Eine Aufgabe von ihm ist es, Kunst zu sammeln und zu bewahren und weiterzugeben. Mein Kunstkabinett möchte all das auch. Und es geht mir darum, das Sehen, das Wahrnehmen zu sammeln, zu bewahren und weiter zu geben. Ich freue mich, dass ich mein Kunstkabinett mit dem Maler Klaus Evertz eröffne. Danach habe ich Alexandre Hollan, Christoph Loos und Max Neumann im Programm. Ich kenne Klaus Evertz undseine Malerei seit fast 5 Jahren. Vor einiger Zeit hat er an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Hoehme und Jürgen Partenheimer Malerei studiert. Zum ersten Mal habe ich den Maler in seinem alten Atelier in der Kölner Tackostr. besucht. Ich hatte Glück. Der Maler hatte gerade eine neue Schaffensphase begonnen. Mit großer Selbstverständlichkeit und Kraft blickten mich seine großformatigen Bilder an. Auf nicht geweißter Leinwand hat der Maler mit der Hand eine vorher selbst gemischte Farbe in einer schnellen Geste aufgetragen. Und das Bild ist da. Eine dieser Farbhandlungen ist heute hier im Kunstkabinett zu sehen. 2003 haben wir dann zusammen in der Bonner Villa Genienaue die großen Farbhandlungen ausgestellt. Heute zeigen wir vorwiegend kleinere Formate, was dem intimen Charakter des Kabinetts entspricht. Die Arbeiten stammen alle aus den letzten 4 Jahren und spiegeln die Wege des Malerswieder. In der jüngsten Zeit ist es nicht mehr die Hand, die eine begrenzte Menge der Farbe auf die Leinwand aufträgt, sondern der Pinsel. Klaus Evertz Versuchsanordnungen gehen zurück auf den Anfang der Malerei. Seine Arbeiten sind Modelle der Reduktion, die Fragen stellen: Was macht welche Farbe in einem festgelegten Raum? Und zwar eine Hand voll oder ein Pinsel voll? Und was macht das mit dem Maler? Was wird mit dem Betrachter erreicht? Welche Bilder erzeugt das Bild? Nach meiner Erfahrung schaut das Bild zurück. In seiner eigenen Sprache Ð ohne Worte - , auf seine eigene Art. Ich spüre das. Ich kann mich mit dem Bild unterhalten, austauschen. Die große Selbstverständlichkeit, die große Stille des Bildes steht auch mir offen. Sie bleibt. Die heutige Ausstellung zeigt 4 Formen, mit oder in denen der Maler Klaus Evertz den Anfängen der Malerei auf der Spur ist. Erkundungen, die mit der Hand direkt die Farbe auf die Leinwand auftragen. Es ist eine sehr gestische Malerei, die die Farbe und Energie konzentriert und bündelt, aber zugleich auch in den Raum ausgreifen lässt. Die Spuren des Farbauftrags ergeben eine feine Zeichnung, auf der das Licht spielt. Dazu kommen die kleinformatigen Bilder, auf denen Pinselstriche die Farbe zeigen. Hier bilden die Pinselstriche einen zusammenhängenden Farbfluss. Das Verstreichen der Zeit im Raum, des Raumes in der Zeit zeigt sich mit in einem Blick. Vergehen und Stillstehen der Zeit: ein sichtbar gemachter Atemzug aus der Biografie einer Farbe. In einer dritten Variante gehen die Pinselstriche aus ihrem gemeinsamen Farbkörper und erkunden als Lichtpfeile in einer musikalischen Harmonie den Raum der Leinwand. Energie geladen und leicht erzeugen sie die Plötzlichkeit von aufleuchtenden Feuerwerkskörpern oder den Raum durchstrahlenden Kometen. Nur tun sie das in einer - für die Farbe, die Leinwand, den Maler, den Betrachter und das Licht - in einer stillen, neuen Ordnung. Ein Neben einander, das im Bild episch wird. Manche Licht- und Farbpfeile stehen aber auch nur in einer Gruppe, in einer flüchtigen Versammlung da. Parallel zu den monochromen Farbhandlungen erkundet Klaus Evertz in seiner Malerei den polychromen Weg. Hier ist die ganze Leinwand mehrfarbig und vielstimmig besetzt. Vom vulkanartigen Ausbruch der Farbe und der Energie bis zur Gelassenheit und Entspanntheit bei ihrer Ankunft im Bild reicht das Spektrum dieser Malerei. Die polychromen Bilder sind den monochromen nicht nur entgegengesetzt. Sie sind zudem miteinander verwandt, was hier in der Ausstellung, aber auch im direkten Nebeneinander der Hängung sofort oder langsam sichtbar wird. Ein Farbkosmos bildet sich. Ein Hin- und Her der Farbimpulse, der Blicke, der Anregungsenergie. Ich wünsche uns eine schöne Eröffnung. Bonn, den 16. November 2007 zurück |